Die Herstellung der Kugel
Wie muss ich vorgehen? Wie kann ich mein Traum-Objekt *Acid* herstellen? Wie komme ich zum Ziel? Wo liegen die zu überwindenden Schwierigkeiten?
Nach langem Nachdenken und Grübeln hatte ich einige Ideen.
Zum Ersten mussten die acht ineinander liegenden Kugeln beweglich, also frei drehbar bleiben. Das war meine Idee, die Anforderung an das Objekt.
Das hiess, die Wandstärke der einzelnen Kugeln sollte nicht mehr als 1.5 mm betragen. Die Zwischenräume der einzelnen Kugeln mussten auch sehr klein sein, um ein perfektes Gesamtbild zu erreichen.
Zum Zweiten sollten die einzelnen Kugeln absolut rund und sehr präzise sein.
Zum Dritten musste ich die Brennmethode festlegen. Glasur kam nicht in Frage. Die Kugeln sollten ja frei beweglich bleiben und nicht zusammen kleben. Mit Glasur würde das natürlich nicht gehen.
Mein Antworten; die Lösungen; die ersten Versuche;
Um präzise Kugeln zu erhalten kam nur das Giessverfahren in Frage. Ich musste also Giessformen aus Gips herstellen. Die Grösste, das heisst die äusserste Kugel sollte einen Durchmesser von 150 mm haben, die nächste noch einen Durchmesser von 145 mm die folgende einen Durchmesser von 140 mm usw. Solche Formen waren im Handel nicht zu kaufen!
Bei einem Gipsdreher in Auftrag geben, war mir zu teuer. Ich musste also einen Weg finden, die Formen selber herzustellen.
Für Unkundige eine Erklärung
Warum Formen aus Gips?
Gips ist Saugfähig und entzieht dem flüssigen Giessporzellan Wasser. Dabei entsteht eine Porzellanschicht an der Gipswand. Nach einer kurzen Standzeit (etwa 10 min.) wird die überschüssige und noch flüssige Giessmasse zurück in ein Gefäss geschüttet.
Der Rohling schwindet durch Wasserentzug weiter und kann schliesslich der Gipsform entnommen werden.
Da ich ja die einzelnen Kugeln in einander setzen musste, konnte nur die innerste Kugel fertig und geschlossen sein.
Die anderen Kugeln mussten in Kugelhälften hergestellt und nachträglich zusammengebaut werden.
Wie soll ich diese halbkugeligen Gipsformen herstellen?
Auf diese Frage hatte ich folgende Lösung.
Zuerst Schablonen aus Aluminiumblech oder Acrylglas herstellen. Diese Schablonen danach mit einer Achse versehen.
Ich brauchte demnach 7 Schablonen. Die äusserste Gipsform, konnte ich im Keramikfachhandel erwerben.
Danach die erste Schablone in eine Ständer-Bohrmaschine einspannen.
Den Gips füllte ich in ein entsprechen grosses Gefäss ein. Ich musste den exakten Abbindungsgrad des Gipses abwarten um dann mit der rotierenden Schablone in den Gips zu tauchen.
Mit etwas Übung und auch einigen Misserfolgen konnte ich so die Formen herstellen.
Die jeweiligen Formen machte ich etwa 6 mm höher als die Mitte (Äquator) der Kugel, um nach dem Schneiden überall die exakt gleichmässige Wandstärke zu erhalten. Die Giessränder sind selten gleichmässig und perfekt.
Jetzt die Frage welche Giessmasse soll ich verwenden? Wie soll ich die fertige Kugel brennen?
Der rein weissen Farbe wegen, wählte ich Porzellan-Giessmasse. Ich war mir bewusst, dass ich die fertige Kugel nicht mit der hohen, für Porzellan notwendigen Temperatur (1250 Grad minimum) brennen kann.
Die Kugeln würden sich unweigerlich verformen und wären alles andere als Kugeln. Ich entschloss mich also für eine Endtemperatur von 1100 Grad.
Die fertige Kugel wollte ich dann, einer ansprechenden Farbgebung wegen, im Kapselbrand brennen.
(Zu diesem Brennverfahren werde ich in einem späteren Beitrag ausführlich eingehen)
Die erste, innerste Kugel brannte ich im Schrühband d.h. etwa bei 900 Grad, um eine gewisse Festigkeit zu erhalten. Die beiden nächsten beiden Halbkugeln montierte ich auf die erste. Ich versuchte im lederharten (etwas angetrocknet) Zustand mit einem Skalpell die Löcher auszuschneiden, das Objekt sollte ja wie durch Säure zerfressen aussehen. Das jetzt lederharte Porzellan erwies sich als sehr spröde und brüchig. Es gelang mir nicht die von mir gewünschten Frass-Spuren herzustellen. Immer mal wieder brachen ungewollt Stücke ab. Es blieb mir nichts anderes übrig, die zwei Kugeln zu brennen.
Damit die Porzellanmasse nicht zu weich aber auch nicht zu hart ist, wählte ich 800 Grad als Brenntemperatur. Mit einem Tremmel-Handstück und Diamant-Fräser fräste und schliff ich die gewünschten Öffnungen in die zweite Kugel.
Damit die Kugel beim nächsten Brand stabil bleibt, liess ich einige Stege (die ich erst später entfernen konnte) stehen.
Durch das zusammenfügen der Kugelhälften entstand natürlich ein unschöner Grat auf der Innenseite der Kugel. Diesen wollte ich entfernen, denn die Kugel sollte auch auf der Innenseite perfekt sein, es durften keine Nahtstellen sichtbar bleiben. Ich verwendete dazu eine sogenannte Nadelfeile (Rund) die ich glühend machte und rund abbog. Mit diesem Werkzeug konnte ich auf der Kugel-Innenseite den Grat vollständig entfernen. Das Ganze sah dann perfekt und sauber aus.
Auf diese Art und Weise fügte ich eine Kugel nach der anderen dazu. Dazwischen führte ich immer wieder eine Schrühbrand auch. Hin und wieder verformte sich auch bei diesen niederen Temperaturen eine Kugel. Es blieb mir nichts anderes übrig als mit dem Hammer die zuletzt hinzugefügte Kugel zu zerstören und eine neue Kugel zu montieren. Diesmal mit mehr Stegen.
Ich denke, dass die kleine innerste Kugel im Gesamten mindestens 12 mal gebrannt wurde.
Wie im weitern Verlauf die schneeweiße, fertige Kugel zu ihrer Farbe kam? Darüber erfährt ihr im nächsten Beitrag.
Ich wünsche dir viel Spass beim Lesen und wer weiss, eventuell beim Nachmachen.
Dein Kommentar würde mich freuen!
Ich habe nicht gedacht, dass man das mit Porzellan so hinbekommt.
Wenn die Hektik des Weihnachtsfestes und der Jahreswechsel vorbei sind, werde ich mir mal viiiel Zeit nehmen, um es zu probieren. Bin allerding skeptisch, ob es mir gelingt, denn ich kann ja nicht auf so einen großen Erfahrungsschatz zurück greifen.
Das sieht sooo toll aus, ich werde es auch versuchen. Ihre Werke sind ein Traum.