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Event KKL Uffikon *Feuerball*

Als erstes musste ein Fundament aus Beton für die Skulptur gegossen werden. Ich rechnete mit einem Gesamtgewicht der fertigen Kugel von 1400 - 1700 kg. Der Durchmesser sollte 170 cm und die Höhe etwa 120 -125 cm betragen. Bei diesem Gewicht und Dimensionen war schon ein fester Boden erforderlich. Die Bodenplatte sollte etwa

120 x 120 cm gross sein und die Dicke etwa 35 cm.




(Auch hatte ich die mündliche Zusage, von zwei Sponsoren die einen Grossteil der Kosten übernehmen wollten. Leider nur mündlich, was ein Fehler war, wie sich später herausstellte. Die Beiden sprangen ab und liessen mich im Regen stehen. Davon aber später.)


Weiter machen war angesagt!


Ich rechnete mit einem Zeitbedarf von etwa 9 Wochen für den Aufbau der Kugel und dem Bau des Ofens.


Beim Aufbau, Gut sichtbar sind Keile (Aufläge der Kugel) aus Ton geschrüht) In der Mitte der Zentrumsstab (Rot)

Wie es leider so oft geschieht, wurde die Bodenplatte mit 14 Tage Verspätung fertiggestellt. Das hiess für mich, für den Aufbau der Kugel und des Ofens hatte ich nur noch sieben Wochen zur Verfügungt. Der Druck und Stress waren vorprogrammiert, da das Datum des Events, also das Brennen der Kugel fest stand und schon öffentlich publiziert war.


Aufbau schreitet voran. Hier ist der Spalt zu sehen. Gut sichtbar die Konstruktion aus einzelnen Rohren.

Zuerst musste ich das Material bestellen, wie Ton, keramische Fasermatten, Brenner, Gas, Kleinmaterial usw.

Das wichtigste war natürlich der Ton. Ich bestellte den selben wie beim Vorprojekt verwendeten Ton, also GECH 30; Ungefähr 2000 kg sollten genügen, so hoffte ich. Das restliche Material das ich brauchen werde, konnte noch warten, war also nicht so dringend.

Wenige Tage nach der Bestellung, wurden die 2 Tonnen Steinzeugton geliefert. Ich konnte also beginnen. Glücklicherweise war mein Atelier nur etwa 5 Autominuten vom Skulpturenpark in Uffikon entfernt. Über dem Fundament errichtet ich ein Partyzelt, um gegen Wetterkapriolen gewappnet zu sein. Warm, manchmal auch heiss, war es im Juli und August. Ein wunderschöner Sommer, da gab es nichts zu jammern und ich hatte ein Riesen Glück.


Der Aufbau kurz vor dem Ende. Der Spalt und die Auflagekeile sind gut zu sehen hier sind noch di nicht drei noch zu entfernende Rundhölzer zu sehen.

Mein Arbeitstag begann jeweils am frühen Morgen, um vier Uhr. Im Atelier fertigte ich mit dem Extruder (Henkelpresse) Rohre aus Ton , mit einem Durchmesser von etwa 5 cm. Das war leider die Maximalgrösse die ich mit dem Extruder herstellen konnte. Ich benötigte Rohre mit etwa 7cm Durchmesser. Beim Aufbau musste ich die Rohre der Länge nach aufschneiden und auf diese Weise meinen Bedürfnissen entsprechend anpassen.

Also, die erste Arbeit am Morgen und Folgenden bestand darin, Rohre anzufertigen. Mit einer Tagesration Röhren in Plastikkisten verpackt, machte ich mich mit dem Auto so gegen 7 Uhr in Richtung Skulpturenpark auf den Weg. Dort angekommen begann ich mit dem Aufbau.



. Hier laufen die Röhren zusammen und bilden bei der fertigen Kugel den sichtbaren kugeligen Innenrau. Rechts unten ist der rote Zentrumsstab zu sehen. (Zentrum der Schablone)

Auf 9 Wiederlagern (Keile) auch aus Ton gefertigt, begann ich mit dem Aufbau der 2 cm dicken Aussenhaut. Die genaue Kugelform kontrollierte ich auch hier wieder, mit einer Zirkel-artigen, beweglichen Schablone, die mit einem Kugelgelenk am (roten) Zentrumsstab befestigt war. Das hatte sich ja beim Vorprojekt als ideale Lösung erwiesen. Von der Aussenhaut ausgehend, montierte ich die zum Zentrum hinlaufenden Tonröhren. Ich musste sie, wie schon erwähnt, der Länge nach aufschneiden, dann um einen Holzkern wickeln und die Fehlstellen mit Ton auffüllen. Danach verband ich diese Rohre, mit der Aussenwand und im Zentrum der Kugel jeweils mit Tonschlicker.

Die grösste Schwierigkeit beim Aufbau, der etwa über 4 1/2 Wochen beanspruchte, bestand darin, das Objekt feucht zu halten. Ich musste alles mit feuchten Tüchern und Plastik abdecken. Oft war es extrem heiss und die Sonne brannte auf das Partyzelt. Meist war nur die Stelle an der ich im Moment arbeitete, ohne Abdeckung. Trotz all dieser Maßnahmen, war es meistens am nächsten Morgen der Fall, dass die Aussenkontur, also die Kugelform von der idealen Form, Abweichungen aufwies. Der Ton schwindet beim Trocknen bekannterweise. Das tägliche Korrigieren war mühsam und eine Herausforderung, aber äusserst wichtig.


Der obere Abschluss der Kugel. Totale Wandstärke der Kugel.

Meistens arbeite ich bis in die späten Abendstunden hinein. Es war ja Hochsommer und somit lange hell. Gegen 22 Uhr wurde es dann zu dunkel und ich fuhr nach Hause.


Langsam wuchs die Kugel die Höhe. Ein Ende war abzusehen und näherte sich mit jedem weiteren Tag.

Eine grosse Frage vor und auch noch zu Beginn des Aufbaus war für mich folgende: soll ich einen Spalt in der Kugel einbauen, oder soll ich es lassen. Der Spalt war natürlich, was die Statik betraf, ein grosses Risiko. So etwas wie eine Sollbruchstelle.


Die Kugel vor der Oberflächen Behandlung mit Eisenoxid und flüssigem Porzellanschlicker.

Dieser Spalt schwächte voraussichtlich die ganze Konstruktion. Bei der kleineren Kugel des Vorprojektes hatte das allerdings, durch die Art und Weise, wie ich die Kugel auf der Aussenhaut abstützte, sehr gut funktioniert. Die Kugel blieb in einer perfekten Form, trotz des Spaltes. Ich wollte diesen Spalt, er war mir enorm wichtig, da er ja zur ganzen Gestaltung gehörte. Also entschloss ich mich dazu, obwohl die Imitation dieses Risses, das heisst, die möglichst natürliche Nachbildung des Spaltes oder Risses mit viel Fertigungsaufwand verbunden war.


Während des Aufbaus kamen immer wieder Zuschauer, Besucher des Skulpturenparks vorbei und zeigten viel Interesse. Dieser Austausch war immer sehr spannend und oft auch befruchtend. Gott sei Dank hatte während des Aufbaus das Wetter mitgespielt. Praktisch immer heisses sommerliches Wetter. Zweimal ein Gewitter, das war aber auch alles. Damit das Partyzelt nicht im Sturm davon fliegen konnte, Beschwerte ich die Verspannungen mit Tonsäcken. Von diesen Säcken, war ja jede Menge vorhanden.


Das fürs Erste. Im nächsten Beitrag werde ich über die Oberflächenbehandlung der Kugel, die Konstruktion und Bau des Ofens berichten. Ich hoffe, du bist auch dann wieder dabei.


Ich würde mich über deinen Kommentar unterhalb dieses Beitrags freuen!





414 Ansichten3 Kommentare

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3 Comments


Ganz großartig, wie du das beschreibst, wie du diese schwierige Arbeit umsetzt und vor allem wie du akzeptierst, dass die Kugel auseinanderbricht, dass die Zufälligkeit ihr Recht fordert. Das macht Mut!

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Karin Eisler
Karin Eisler
Feb 03, 2022

Lieber Jürg! Was für eine tolle Arbeit, die viel Fachwissen, Mut und Ausdauer erfordert! Mir wäre das viel zu groß, das Projekt und ich würde mich da nicht drüber trauen! Großen Respekt, lieber Jürg!!!😀

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Franz Studer
Franz Studer
Jan 25, 2022

Hallo Jürg, das muss man Dir lassen, solche Werke kannst vermutlich nur Du realsieren. Da sieht man Dein grosses Fachwissen und die langjährige Erfahrung mit dem Arbeiten mit Ton. Herzlich Gratulation zu diesem tollen Werk und die Mitteilung wie Du diese übergrossen Kugeln herstellst. Ich glaube, dass ich weiterhin bei meinen kleineren Werken bleiben werde Und damit glücklich werde. Lg Franz

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